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Registriert: Fr 31. Jul 2015, 21:18
Re: Tilburg
(OLN) Die Tilburg Trappers werden den meisten Eishockey-Fans der großen Ligen der Welt kein Begriff sein. Warum auch? Ein Team der dritten deutschen Spielklasse steht gewöhnlich nicht für allerhöchste sportliche Kunst. Doch die Trappers haben eine überaus interessante Geschichte zu bieten, sind sie doch der erste niederländische Klub, der im deutschen Ligasystem spielt.
Außerordentliche Entwicklung in Tilburg
Mit 214.381 Einwohnern ist Tilburg weit von einer Metropole entfernt, wie es Amsterdam oder Rotterdam sind. Statt vieler Touristenmagnete finden sich in der Stadt der Provinz Nordbrabant wenige Einrichtungen von entscheidender Bedeutung. Die Universität oder Chemieindustrie sind noch die bekanntesten Dinge, die Tilburg hervorgebracht hat. Vielleicht schon bald könnte sich dies auch in der öffentlichen Wahrnehmung ändern, denn ein Eishockeyteam hat sich angeschickt, Geschichte im Nachbarland Deutschland zu schreiben. Als allererstes Team in der Geschichte der Niederlande treten die Tilburg Trappers nach Jahren der Dominanz in ihrem Heimatland nun in der Oberliga Nord des eigentlich so wenig geliebten Nachbarn an. Erstmals war man in der Saison 2015/16 dabei und spielte dort gegen Teams, die hauptsächlich aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, aber auch Berlin stammten. Gleich im ersten Jahr folgte bereits der ultimative Triumph eines jeden Neulings. Trotz aller vorhandenen Qualitäten und den meist besten Spielern des Landes im eigenen Kader muss die Meisterschaft gewöhnlich erst einmal ein wenig warten. Nicht so in Tilburg, die dem Titel im Jahr 2016 gleich einen weiteren in der abgelaufenen Saison folgen ließen und 2017 erneut Deutscher Oberliga-Meister wurden.
Der Reiz der stärkeren Konkurrenz hat Tilburg gepackt und führte dazu, dass man in Deutschland antrat, statt dies weiterhin in den sportlich eher schwachen Nationen wie den Niederlanden, Belgien oder Frankreich zu tun. Die Situation ist mit derer vieler anderer Sport-Teams und Menschen im täglichen Leben zu vergleichen, die neue Herausforderungen annehmen, um persönlich oder professionell zu wachsen. Im Fußball ist der internationale Vergleich mit anderen Mannschaften durch die diversen länderübergreifenden Turniere wie Welt-/Europameisterschaft, Champions League und Europapokal gegeben, doch kleinere Teams finden auch hier keine internationale Erfahrung. Im Rugby hingegen stießen zum Beispiel die in Frankreich beheimateten Catalan Dragons zur englischen Profiliga hinzu. Australiens Fußball-Nationalmannschaft wechselte zum asiatischen Fußballverband, um ebenso eine stärkere Konkurrenz zu bespielen, als dies mit Amerikanisch-Samoa oder Papua-Neuguinea in Ozeanien der Fall wäre.
Der Vergleich mit für jedermann alltäglichen Situationen liegt auf der Hand, schließlich ist es heute durch die Globalisierung fast unumgänglich, seinen beruflichen Horizont durch einen Auslandsaufenthalt zu erweitern. Auf diese Weise ist man bei einer Rückkehr um viele Erfahrungen reicher und hat potenziell bessere Aufstiegschancen in seinen Job, beziehungsweise ganz neue Möglichkeiten für einen professionellen Neuanfang. Ebenso ist das auch beim Poker, um ein weiteres allseits bekanntes Beispiel zu nennen. Schließlich ist die Teilnahme an einem der großen nationalen oder gar internationalen Turniere, z.B. in Las Vegas, das große Ziel ehrgeiziger professioneller Spieler. Auch hier orientiert man sich nach oben, da ist die stetige Herausforderung durch die besten Gegner am Tisch eine nützliche zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten. Online gibt es Hilfe dabei, genau die Räume zu finden, die am wettbewerbsfähigsten bzw. stärksten sind. Die Trappers fanden die stärkste Konkurrenz am Ende des Tages in Deutschland, während daheim allenfalls noch Heerenveen Widerstand bieten konnte und die restliche Saison im Grunde überflüssig war.
Neue Herausforderungen und Aufgaben
Während die Liga in den Niederlanden lediglich 24 Saisonspiele plus Playoff-Runde bot, ist das ganze in Deutschland nun anders. An viele Umstellungen und vor allem deutlich längere Trips zu Auswärtsspielen musste sich Mannschaft und Trainerstab erst noch gewöhnen, scheint dies jedoch bravourös gemeistert zu haben. Als Top-Mannschaft ihres Landes erhalten die Tilburger einiges an finanziellen Mitteln aus der lokalen Wirtschaft bereitgestellt und können somit teils auf Flüge nach Berlin oder ähnliches zurückgreifen. Die Fans nehmen das Team auch in einer anderen Liga an und besuchen die Heimspiele äußerst zahlreich. So finden sich oft bis zu 2.000 Zuschauer in der heimischen Arena. Auf lange Sicht möchten die Trappers in die zweite Liga aufsteigen, zumindest sobald dieser Weg offen ist. Die Mannschaft selbst zeigte durch die zwei Meisterschaften in Folge (plus zwei direkt davor in den Niederlanden) eine Reife, den neuen Herausforderungen mehr als gewachsen zu sein.
IHP