So 12. Nov 2017, 10:08 von hannes
Berliner Morgenpost
Der Kampf zwischen Ossis und Wessis ist Geschichte
Eisbären empfangen die Preussen in der Landesliga. Freier Eintritt
Berlin. Eisbären gegen Preussen: Das war einmal das brisanteste Derby im deutschen Eishockey. Zwei Traditionsklubs, einer aus dem Osten, der andere aus dem Westen – diese Konstellation polarisierte und sorgte für volle Ränge im Wellblechpalast und in der längst abgerissenen Eissporthalle an der Jafféstraße. 2002 gab es dieses Duell in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zum letzten Mal, danach trennten sich die Wege beider Vereine. Während die Eisbären zum DEL-Rekordmeister aufstiegen, gingen die Preussen bankrott und stürzten bis in die Regionalliga ab. Zwar trafen sie in der Saison 2004/05 in der Oberliga noch zweimal auf die Eisbären Juniors, doch seitdem ruhte das Derby.
Am Sonntag (16 Uhr, Wellblechpalast) kommt es nun erstmals wieder zu einem Spiel zwischen den Eisbären und den Preussen. Immer noch elektrisiert diese Begegnung die Fans, selbst wenn sie dieses Mal nur in der Landesliga stattfindet – der untersten Berliner Spielklasse.
Es gibt mehr Ordner beim Spiel – und mehr Bierstände
Dort besuchen normalerweise rund 100 Zuschauer die Partien der Eisbären Juniors. Zum Heimspiel gegen die zweite Mannschaft der Preussen dürfte die Kulisse bei freiem Eintritt aber deutlich größer werden: Ziel ist ein Zuschauerrekord für diese Spielklasse – dafür müssten mehr als 660 Besucher in die Halle kommen. Weil die DEL wegen des Deutschland Cups an diesem Wochenende spielfrei hat, werden auch zahlreiche Fans der ersten Mannschaft erwartet. "Wir haben uns sicherheitskonzeptionell darauf eingestellt. Es wird mehr Ordner geben, zusätzliche Bierstände, und wir werden beide Eingänge öffnen", sagt Teamleiter Sven Brehm. Er fügt hinzu: "Fast so wie früher."
Für Spieler und Fans ist das Derby der vorläufige Saisonhöhepunkt, zumal dort der Tabellenerste gegen den -zweiten spielt. "Da ist viel Nostalgie dabei", meint Sven Felski, Geschäftsführer Sport bei den Eisbären Juniors. Allerdings ist die Rivalität nicht mehr ganz so groß wie früher. Marco Rentzsch, der früher für die Preussen in der DEL spielte und bis vor einem Jahr selbst noch in der Landesliga die Schlittschuhe schnürte, erinnert sich: "Kurz nach der Wende gab es bei den Preussen ausschließlich Wessis und bei den Eisbären nur Spieler aus dem Osten, entsprechend hitzig ging es zu. Heute sind beide Mannschaften gemischt, der Charakter des Spiels ist ein ganz anderer."
Der ECC Preussen hat zuletzt drei Jahre hintereinander den Landesligatitel gewonnen; dagegen nehmen die Eisbären Juniors erst seit dieser Saison überhaupt wieder am Spielbetrieb teil. Kurzfristiges Ziel ist der Aufstieg in die Regionalliga, um später die Qualifikation für die Oberliga zu schaffen. "Wir wollen den Spielern, die nicht im Profiteam spielen und für die Deutsche Nachwuchs-Liga zu alt sind, die Möglichkeit geben, ihren Sport weiter zu betreiben", erklärt Eisbären-Legende Felski. Teamleiter Brehm meint: "Man sollte sich vom Bären auf der Brust nicht täuschen lassen: Wir trainieren auch nicht öfter als die anderen Vereine in der Liga. Das sind ganz normale Jungs, die einfach gern Eishockey spielen."
( Philip Häfner )