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Unsere #16 im Interview

BeitragVerfasst: Do 20. Okt 2016, 08:07
von hannes
Schorsch kann man nicht kopieren"

Mit Veit Holzmann spielt jetzt auch der Sohn von Preussen-Legende Georg Holzmann für den Berliner Klub
Von Philip Häfner
20.10.2016,


Berlin. Stürmer Veit Holzmann ist im Sommer aus Weiden zum Oberligisten ECC Preussen gewechselt. Der 24-Jährige ist der Sohn von Preussen-Legende Georg "Schorsch" Holzmann (55). Am Freitag tritt Veit Holzmann mit den Preussen bei den Harzer Falken in Braunlage an, Sonntag empfängt der Tabellenzehnte aus Berlin den EHC Timmendorfer Strand (16 Uhr) in der Eissporthalle am Glockenturm. Vor den beiden Spielen sprach die Berliner Morgenpost mit Veit Holzmann (180 Meter/83 Kilo).

Der Name Holzmann hat im Berliner Eishockey einen guten Klang: Ihr Vater Georg Holzmann war in den 1990er-Jahren Publikumsliebling beim alten BSC Preussen gewesen. Wie kam es dazu, dass Sie zur neuen Saison ebenfalls zum ECC Preussen gewechselt sind?

Veit Holzmann: Der erste Kontakt kam über den letztjährigen Coach Marco Rentzsch zustande, ebenfalls eine Preussen-Legende. Mein Vater und er sind immer noch gut befreundet. Manager Thomas Leonhardt hat mir dann von den Plänen erzählt den ECC Preussen wieder nach oben zu bringen. Das hat mich überzeugt. Mittelfristig wollen wir die zweite Liga angreifen.

Sie sind zwar in Berlin geboren, aber Sie waren erst fünf, als Ihr Vater mit Ihnen zurück nach Bayern ging. Haben Sie überhaupt Erinnerungen an die aktive Zeit Ihres Vaters bei den Preussen?

Gespielt habe ich in Berlin nur in der Eislaufschule. Trotzdem waren die Preussen für mich immer irgendwie mein Heimatverein gewesen. Ich erinnere ich noch gut, wie ich als Kind nach den Spielen in die Kabine durfte. Beim Mannschaftsbetreuer habe ich mir immer Kekse abgeholt.

Damals spielten die Preussen noch in der DEL. Mittlerweile ist der Klub nur noch drittklassig. Nachdem der erste Monat in der Oberliga Nord absolviert ist: Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Wir können zufrieden sein. Wir haben ein junges Team, trotzdem waren wir auch gegen die Großen oft ebenbürtig. Ein paar mehr Punkte hätten es aber ruhig sein können. Wir spielen offensives Eishockey; wir agieren anstatt nur zu reagieren. Für die Zuschauer ist das sehr ansehnlich. Es sind immer noch viele Fans von früher übriggeblieben, die jetzt wieder zu unseren Spielen kommen. Viele tragen noch die Trikots von damals. Da sind eine Menge alter Holzmann-Trikots auf der Tribüne.

Die Rückennummer ist die gleiche: Sie tragen wie Ihr Vater damals die 16.

Bei meinen früheren Klubs hatte ich zum Teil auch eine andere Nummer. Aber als ich in Berlin unterschrieben habe, war sofort klar, dass ich die 16 bekomme.

Ihr Vater spielte fast 20 Jahre erstklassig in der Bundesliga und in der DEL, zehn davon für die Preussen. Sie selbst haben es nur auf drei DEL-Partien gebracht. Warum?

An Ehrgeiz hat es mir nie gefehlt. Aber ich hatte zeitweise eine falsche Einstellung zum Profisport und war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich es in die erste Liga schaffe. Erst später habe ich begriffen, dass man dafür hart arbeiten muss. Und ein bisschen war es auch Pech. Als ich mich in München endlich ins DEL-Team gekämpft hatte, erlitt ich kurz darauf eine schwere Schulterverletzung. Als ich zurückkam, war mein Platz in der Mannschaft anderweitig vergeben.

In Füssen wurden Sie auch drei Jahre von Ihrem Vater trainiert. Wie war das?

Das war bis jetzt mit die lehrreichste und wichtigste Zeit in meiner Karriere. Er hat mich in allem etwas härter rangenommen als die anderen Spieler. Als ich während der Saison aus München zurück nach Füssen kam, war in der Spielerkabine kein Platz mehr – ich musste mich deshalb bei ihm in der Trainerkabine umziehen. Nach Niederlagen habe ich mich manchmal eine Stunde lang nicht hineingetraut, bis er seinen Frust wieder beruhigt hatte. Er ist ein sehr emotionaler Typ.

Das war er schon damals auf dem Eis. Er bekam viele Strafzeiten und sein Spitzname lautete "Eisen-Schorsch". Gibt es da Parallelen zu Ihnen?

Den "Schorsch" kann man nicht kopieren, den gibt es nur einmal. Eine Zeitlang habe ich es versucht, aber das hat mir nur Ärger eingebracht. Ich bin ja nur 1,80 Meter groß. Da ist es keine so gute Idee sich mit den größten Spieler der gegnerischen Mannschaft anzulegen.

Berliner Morgenpost, 20.10.2016